Gemolong am Morgen
Strassenverkauf: Bakso (Art Glasnudelsuppe mit gruenem Gemuese und Fleichbaellchen)
Englisch Contest- Und wir wurden Champion 🙂
Englisch Competition: Story tellling
Mobile Strassenverkaeufer
Im Bus: Er ist fuer das EInsammeln des Geldes verantwortlich und wann der Bus stoppt.
Ich trete weiter und weiter in die Pedale auf der schmalen Strasse, der Weg zieht sich und es scheint noch langsamer voranzugehen, wenn Motorraeder und Autos hupend an mir vorbeizischen und die Familien froehlich aus den heruntergekurbelten Fenstern herauswinken und rufen. Nur der See auf der rechten Seite und die Felder, Wiesen, Waelder und Berge auf der anderen Seite sind ruhig und scheinen mich geduldig zu beobachten.
Sicht vom Fruehstuecksbereich meiner Unterkunft
Trotzdem strampele ich tapfer weiter, denn oft geht es bergauf, die Sonne strahlt vom Himmel, ein paar Haeuser hier und da, ausser ich fahre durch ein Dorf in dem viele – in Anzug und Kleid gerausgeputzte – Christen mitsamt Bibel, Kind & Kegel auf dem Weg in die Kirche spazieren. (Wow! Es ist wirklich selten, dass ein Indonesier mal ein Stueckchen laeuft, normalerweise wird zum Motorrad gegriffen)
Christen auf Samosir
Die Insel Samosir im Tobasee in Sumatra ist sehr christlich gepraegt: Nur ein paar Prozent sind noch animistischen Glaubens. Die Religion ist auf Samosir sehr praesent, so fahre ich an zahlreichen Kirchen und mit Kreuzen geschmueckten, steinernen Grabmaelern (Tugu) und Ahnenhaeusern vorbei. Im traditionellen Glauben spielt die Ahnenvererhung eine zentrale Rolle: Bei einer Zweitbestattung werden die Ueberreste (Fest der Knochenumbettung) von verstorbenen, vornehmsten Familienangehoerigen in die aufwendig gestalteten Tugu umgebettet.
Vulkaninsel
Insel Samosir ist nicht nur irgendeine Insel, sie ist eine Vulkaninsel, welche inmitten eines nun wassergefuellten, vulkanischen Kesseleinbruches liegt, dem Tobasee. Eine der groessten Vulkanausbrueche hat ihn gebildet.
Mit dem Fahrrad war es spuerbar: Samosir ist so gross wie die Insel Ibiza oder Singapur. Auf ihr praktizierten die Batak Kopfjaegerei mit rituellen Kannibalismus. Die Religion damals war animistisch mit hinduistischen Einfluessen. Heute ist das Vergangenheit, doch die typischen Batak Haeuser, Taenze und andere Kultureigenheiten haben sie noch beibehalten.
Kannibale
Batak Haeuser und die steine im Vordergrund sind die ehemalige Gerichtsstaette
Von Tuk Tuk liegt das Dorf Ambarita nicht fern, wo man neben typischen Batak Haeusern eine Gerichtsstaeette findet. Hier wurde vor vielen Jahren der Koerper eingeritzt, mit Gewuerzen (Zwiebel, Chili!) bestreut, anschliessend gekoepft und die Innereien inklusive Herz von dem Koenig verspeist. Dies sollte ihm noch mehr Macht und Kraft geben.
Bis zum naechsten Dorf kaempfte ich nicht nur mit der schattenlosen, trostlosen Strasse, sondern auch mit dieser bloeden Gangschaltung..(…), somit pflueckte ich mir an einem Baum eine Mango und genoss den suesslichen Geschmack dieser wunderbaren Frucht, schliesslich sollte die Saison im Januar schon wieder vorbei sein. Nach ein oder zwei weiteren Stunden erreichte ich endlich Simanindo, wo ich in einem Museum mehr ueber die Batak Kultur erfahren wollte.
Batak Kultur
Alte Frau huetet ihren Bueffel
Die Menschen hier werden “Batak Toba” genannt, denn der Unterschied zwischen der Mentalitaet der Batak und der Javanesen (Zentral Java), war selbst fuer mich deutlich: Beim Tanzen und Singen sind sie viel lauter und schneller, oft packen sie auch die Gitarre oder greifen zu Alkohol. Das ruft bei mir die Assoziation “Wikinger des Nordens erinnerten” hervor, seit Markus (Freiwilliger in Medan) die perfekte Beschreibung dafuer fand (Danke ;)). Die Menschen Javas (ich spreche von den Javanesen in Zentral Java, von welchen ich umgeben bin), sind eher sanfter, ruhiger und kommen dadurch kontrollierter und hoeflicher herueber. Schon nur die
Gewebte Schals der Batak
Begruessung/Verabschiedung in der Batak Toba Sprache: “Horas”, zeigt dies erstaunlich gut. Man ist schon fast gezwungen dieses Wort laut auszusprechen. Im Gegensatz dazu das sanfte “Monggo” oder “Sugeng enjing” (Guten Morgen) der Javanesen.
Batak- Haeuser
Die auf Pfaehlen stehenden Haeuser sind traditionell in drei Ebenen eingeteilt: Die Unterebe, welche traditionell die Sphaere der Unterwelt darstellt, in der Tiere gehalten werden oder Unrat gelagert wird. Der mittlere Bereich ist die Sphaere des Menschen und im oberen Bereich mit den reich verzierten Daechern ist symbolisch der Bereich der Ahnen und Goetter. Mit der Kanuaehnlichen Form soll daran erinnert werden, dass die Batak damals ueber das grosse Meer auf die Insel Samosir siedelten. Symbolisch stehen die vorherrschenden Farben rot, weiss und schwarz fuer Himmel, Hoelle und Erde.
Elemente am Batak Haus: Jedes hat seine eigene Bedeutung, wie beispielsweise Schutz, Fruchtbarkeit,…und die drei vorherrschenden Farben:rot, braun, schwarz
Deutsche Baeckerei!
Am Morgen meiner Abreise stand ich motiviert auf und marschierte durch die Insel mit dem Ziel: Ein deutschen, knusprigen, frischen, dunklen, Koernerbrot (mir egal, Hauptsache dunkel) zum Fruehstueck! Der Weg dorthin war ziemlich weit entfernt von meiner preiswerten, aber gemuetlichen, sauberen Unterkunft (Mas Cottages) entfernt. Der billige Preis hatte naemlich einen Haken: Ich lag ganz am Ende des Dorfes.Dafuer hatte ich ein schoenes, grosses Zimmer mit Warmwasser (zur Abwechslung echt mal komfortabel) und Balkon mit Blick auf den See. Wegen der Lage hatte ich einen langen Morgenspaziergang, der dann zu einem Walk wurde, da ich feststellte, dass die Zeit knapp wird.
Endlich angekommen, gab es dann nur noch Broetchen von gestern und die besten waren natuerlich schon ausverkauft…na super. Trotzdem kostete ich ein Stueckchen und goennte mir einen “healthy” Aloe Vera Drink, der mich erfrischen konnte, bevor es wieder in zuegigen Schritten zu meiner Unterkunft ging. Danach packte ich meinen Rucksack, stieg auf das Boot, welches uns nach Parapat brachte, der Stand direkt am Toba See gelegen. Von dort aus reiste ich zusammen mit jungen Franzoesinnen, welche schon halb Asien bereist haben und anschliessend nach Suedamerika moechten, zurueck nach Medan.
Kurz vor Weihnachten sah ich mir noch einen Gottsdienst an. Leider komplett auf Batak Toba Sprache und somit unverstaendlich…Doch die Menschen hier sprechen auch alle Indonesisch. Vorne: Fein gekleidet in Anzug und Krawatte.
Touristenschwaermchen
Auf Samosir begegnete ich vielen Touristen aus sehr vielen verschiedenen Teilen der Welt, Deutsche trifft man natuerlich immer und ueberall, aber das ist ja nichts Neues. Ich traf zum Beispiel einen Englaender, der drei Jahre in Australien verbrachte, dann eine Deutsche kennen lernte und die beiden nach einem halben Jahr in Australien nun Indonesien bereisen moechten. Auch zwei New Yorker traf ich in ihrem Lieblingsrestaurant an, in welchem sie vom ersten Abend an immer anzutreffen waren.
Natuerlich traf ich auch viele lokale Indonesier und mit einem konnte ich dann zusammen noch die Hot Springs auf der anderen Seite der Insel ansehen, welche meiner Meinung nach aber nicht besonders sehenswert sind (abgesehen von der Sicht).
Mein Fazit
Kurz, die Insel und der See sind eine schoene Erholung, erinnert mich etwas an eine Mischung von Bodensee und Irlandnatur. Interessiert man sich mehr fuer die Kultur, kann man hier viel sehen und entdecken, jedoch reichen ein paar Tage voellig aus.
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Padang, Bungus Bay (West Sumatra)
Padang, Bungus Bay (West Sumatra)
Er war sehr neugierig und freundlich und wollte mehr ueber mich erfahren
Insel Samosir im Tobasee (Sumatra): Batak Frauen weben einen Schal
Ja, die Gegend um Indonesien wird auch Pacific Ring of Fire genannt, da hier ueber 100 aktive Vulkane brummeln. Indonesien hat noch viele weitere, nun inaktive Vulkane und deswegen daher die wundervolle, fruchtbare Landschaft.
Maedchen am Bungus Bay nahe Padang (West Sumatra) spielen und kommen dabei ziemlich ins schwitzen! (bei der Mittagshitze!..)
Froehlich posen sie fuer meine Fotos.
Doch Indonesien ist nicht nur aktiv im Bezug auf die Vulkanaktivitaet, sondern auch im Sport:
Futsal, also Hallenfussball oder eben Fussball ist hier sehr verbreitet. Heute hat es das riesengrosse, bunt abgedruckte Bayern Muenchen Zeichen auf die Titelseite der Sportnachrichten geschafft – keine Seltenheit – , denn Bayern-Muenchen kennt hier auf Java fast jeder und viele koennen mindestens 2 oder 3 wenn nicht sogar 6 und mehr Spieler der Nationalmannschaft aufzaehlen!
Badminton spielen sehr viele hier und auch richtig gut! Kein Wunder, denn Indonesien war bei den Olympischen Spielen immer sehr erfolgreich.
Basketball, Taekwondo, Aerobic, Fitness werden auch oefters angeboten.
Handball kennt hier fast niemand.
Welche Sportart ich noch nicht kannte:
Sepak Takraw:
Sepak Takraw. Dieser Sport entstand im 19. Jahrhundert als die Kolonialherren das heute sehr beliebte Badminton einfuehrten. Auf einem Badmintonfeld wird auch mit dem Handballgrossen „Takraw“ Ball aus Plastik und Rattan gespielt.
Ziel des Spiels ist es, den Ball mit den Füßen über das Netz auf den Boden der gegnerischen Spielfeldhälfte zu spielen und zu verhindern, dass dies den Gegnern gelingt. Dreimal darf der Ball beruehrt werden. 3 Spieler stehen auf einer Feldseite.
Kasemak: Leckere, suessliche Frucht aus Berastagi (Sumatra).
Salak (schlangenfrucht) und Rambutan (rechts).
Gerade ist die Jahreszeit fuer die Fruechte, weshalb es sie in grossen Mengen ueberall zu kaufen gibt.
Einfach lecker, diese vielen verschiedenen Fruechte!
Ist es einem unterwegs mal nach einem frischen Fruchtsaft, kann man sich diesen guenstig, schnell und einfach direkt am Strassenrand, in einem der vielen Warungs (rollender Strassenstand), mixen lassen! Super Sache!
Uebliche Fruchtsaefte: Manggo. Guave, Sirsak, Orange, Terong Belanda, Limette, Apfel, Birne, Sternfrucht, Banane, Melone, Erdbeere,…
Oh und fast vergass ich: Markisa (Passionsfrucht).Sie ist etwas groesser als eine Limette und gelb/orange. Schmeckt mir persoenlich sehr gut, da sie leicht saeuerlich und trotzdem suess schmeckt. Als Saft einfach wunderbar!
Es gibt aber auch Gemuesesaefte wie: Karotte, Tomate, Gurke und diese koennen beliebig gemixt werden.
Durst?
Wo wir grade beim Thema Getraenke sind, nenne ich hier weitere Lieblingsgetraenke:
Susu jahe (Milch mit Ingwer, die machen das hier soo lecker!)
Ich hab den Namen vergessen, aber das ist auch mit Ingwer und Kokosnussstreifen
Lemonen Tee oder Orangen Tee oder das ganze mit kuehlem Eis
Junge Kokosnuss schluerfen und mit dem Loeffel das weiche Kokosnussfleisch auskratzen
Die meisten trinken hier stark gesuessten Tee (schwarzen) heiss oder kalt. Instant Kaffe ist auch sehr verbreitet oder einfach nur Wasser.
Terong (dt Tamarillo)
3D Trick Art aus Japan
Hupengeschrei, Abgasgestank, Motorraederbrummen, Busgetoese, Autoquitschen und Lastwaegenstau dicht an dicht in “einem der groessten Ballungsraeume der Welt”. Mit ueber 15 300 Einwohnern pro km2 kann man Berlin mit seinen 3 900 Einwohnern pro km2 dagegen nur als niedlich bezeichnen.
Bevor ich nach Sumatra flog blieb ich noch ein paar Tage in Jakarta. Muss man ja auch mal gesehen haben. Vor allem, weil diese Stadt noch mehr als Staus zu bieten hat. Doch nun zurueck zum Strassenlaerm:
Leider gibt es dort noch keine U-Bahn und neben Bussen und Angkots keine schnellere Fortbewegungs-Alternative. So erlebten meine Couchsurfing-Host und ich, was es bedeutet, durch Indonesiens Hauptstadt mit dem Auto zu kriechen(?!).
Doch nicht ganz so pessimistisch! Dafuer waren wir vor Abgasen geschuetzt und Jakartas Strassen bieten Rundumkomfort:
“Sie haben einen trockenen Hals und fuehlen sich uebermuedet? Kein Problem, der Energietrink ist nicht weit. Ist es Ihnen mehr nach Wasser oder Orangensaft? Keine Sorge, diese werden Ihnen bestimmt gleich von selbst angeboten. Fuer den kleinen und grossen Hunger haben wir allerlei Snacks, ob gebratenen Tofu, Erdnuesse, Tempe, suesse Broetchen und noch viel mehr, schliesslich soll kein Wunsch offen bleiben. Nutzten Sie die Zeit und lassen Sie doch mal wieder ihr Auto putzen, kaufen Sie schonmal die Kalender fuers neue Jahr, schieben Sie ihren Sitz nach hinten und lehnen Sie sich zurueck! Noch eine Zigarette laessig aus dem Fenster halten waehrend Sie dem Gitarren-, Trommel- oder Singkonzert lauschen oder News aus der Tageszeitung lesen. Das alles bieten wir Ihnen von Ihrem vier- oder zweiraedrigen Gefaehrt aus! “
Jakartas Strassen deckten auch uns ein: Freudig reichte uns ein Haendler ein Wasser aus dem Karton vor seinem Oberkoerper. Dafuer gaben wir den schon vergilbten, verknitterten “Kleingeld”-Schein im Tausch. Spaeter sollte eine leckere Mango die Stimmung heben und das Broetchen, welches wie Damfnudeln aussah, brachte uns zum schmunzeln: Spontan entschieden wir uns eines zu kosten, doch in dem Moment ging es ein Stueckchen weiter nach vorne. Um kein Hupkonzert zu verursachen, fuhren wir ein paar Meter weiter und der flexible, mobile Haendler sprang mit dem warmen Broetchen in der Tuete hinterher. Ja, Indonesien ist irgendwie so simpel und doch muss man es erst durchschauen.
Wayang Golek: Schauspieltheater mit Holzpuppen aus Westjava (Sundanesen)
Im Hintergrund das Gamelan Orchester, welches das Puppentheater begleitet.
Wayang Kulit. Schattenspieltheater aus Java. Die Puppen sind meistens aus Bueffelleder. In voller laenger beginnt das Theater Abends und geht bis in die Morgenstunden.
Wayang Chinese. Puppenspieltheater aus China.
Wayang China. Der Puppenspieler
Ich habe noch eine kleine Story fuer euch:
Der leider armselige Versuch, die Autoanzahl zu verringern:
Jeden Tag von 7 bis 10 Uhr und von 4:30 bis 7 Uhr (Arbeitsschluss), muessen auf Hauptstrecken der Stadt mindestens drei Menschen in einem Auto sitzten (“3 in 1”).
Kurz vor sieben Uhr stellen sich “the Jackeys”, das sind vor allem Muetter mit ihren umgebundenen Babys an den Strassenrand.
Die Rettung fuer die armen, gestressten Solofahrer, die keine Umwege fahren wollen: Kurzerhand werden die beiden zu Mitfahrern und passieren in einem Auto mit drei Mitfahrern problemlos die Polizeikontrolle.
Unabsichtlich hat die Regierung neue (freie) Arbeitsplaetze fuer junge Muetter geschaffen!
Was fuer eine tolle Massnahme!..Naja eigentlich war das ja nicht der Sinn…
Wo wir gerade bei Jobs sind:
Ein interessanter, vielbenoetigter Arbeitsplatz ist der Ausparkhelfer.
Er lenkt dich nicht nur in die Parkluecke ein, sondern sorgt auch nachher dafuer, dass du wieder aus ihr herauskommst. Das bedeutet auch, dass er den Verkehr fuer dich anhaelt, um zu lange Warterei und unnoetige Parkplatzbesetzung zu vermeiden. Diesen gibt es nicht nur in Jakarta.
Und alle wollen natuerlich etwas Geld dafür!
Jakarta hat einen wunderbaren, alten Hafen (Sunda Kelapa), in dem noch auf traditionelle Weise ohne Maschinenhilfe gearbeitet wird.
Eine wunderbare Fotokulisse und als Highlight die weltweit größte noch existente Flotte von Lastensegelschiffen, welche Ware auf Asiens Meeren transportiert.
Mir hat es super gefallen und einige Arbeiter waren nicht nur tuechtig, sondern auch noch fotogen.
Schutz vor der prallen Sonne in ihrem Essensstand
Beim Passieren der amerikanischen Botschaft musste ich nicht schlecht staunen: Eine riesengrosse, schwarze, furchteinfloessende Betonmauer mit aufgesetztem, dickem Stacheldraht und Kameras, erinnerte eher an ein Hochsicherheitsgefaengnis. Davor postiert – in vier Meter Abstand- Securities mit dicken Maschinengewehren. Meine “couchsurfing”-Host, eine 23 jaehrige, harmlos aussehende Kopftuchtraegerin, wurde vor ein paar Monaten von dem (oeffentlichen!) Gehweg verscheucht, obwohl sie doch nur das Gebaeude passieren wollte. Die Arme musste dann auf der Strasse vorbeilaufen. Uebertrieben?
Belassen wir es dabei und gehen zu ein paar weiteren Impressionen dieser vielfaeltigen Stadt ueber.
Kinobesuch im Liegen: ja es gibt Kino mit Betten. Eine sehr gemuetliche Erfahrung vor allem nach langen Tagen in Jakarta! 😀
Firmenfeier. Natuerlich spielt die einheitliche Kleidung wieder eine wichtige Identifikationsrolle.
Cafe Batavia
Es brutzelt, ein leichter Duft von frischgemachten Knoedeln weht mir entgegen…ach quatsch nein….war aber taueschend aehnlich. Es gibt Soto, eine Bruehe (die aehnlich roch, wie wenn man Knoedel selber macht mit den Gewuerzen) zu der man nach Belieben Sojasprossen, Blattgemuese, Tempe (aus Sojasprossen), Huehnerfleisch, Fisch, Reisnudeln und natuerlich Reis zugeben kann.
Beliebig kann man hier sein Soto zusammenstellen. Essentiell sind Bruehe und Reis. Links oben liegt das knackige „roti“ eine Art Brotgebaeck und das dunkle viereckige daneben heisst Tempe. Das rote ist eine Sambalsauce. Daneben ist gebratener Fisch und unterhalb das hellbraune Runde ist aus Kartoffeln und ausserdem liegen in dem Teller ganz rechts Huehnchenfleisch.
Ungewohnt eine Suppe mit Reis zu essen?
Ich finde es lecker und bevorzuge Reis mit viel Bruehe. Falls es das nicht gibt, esse ich gerne mit der rechten Hand, da schmeckt das Essen noch besser, da es einen Sinn mehr herausfordert. Mit den Fingern und dem Daumen auf der gegenueberliegenden Seite druecke ich den Reis zusammen mit den Beilagen zu einem kleinen, kompakten Haeufchen zusammen und kann es (hoffentlich) schoen in meinen Mund befoerdern. Die linke Hand ist unrein, so wird sie doch auf der Toilette verwendet und wird deshalb hoechstens als Hilfe zur Bewaeltigung der Fischkraeten und Fleischknochen verwendet. Viele Menschen lieben hier einfach nur (ihr wuerdet es wohl “trocken(nen)” nennen) Reis mit Huehnchen und der roten Sambal Sauce zu essen. Sie besteht aus Chilischoten und Gewuerzen und wird auf einem schwarzen Stein mit einem Steinmeortel kleingemacht, so dass Sambal je nach Gaumenschaerfe zu dem Essen gegeben werden kann. Sambal kann beliebig variiert werden: Je nach Gericht gibt es Beispielsweise Sambal mit Erdnuessen oder Fisch.
Zurueck zu meiner rhetorischen Frage: Reis ist bei den meisten Indonesiern ein wichtiger Bestandteil der Mahlzeiten. Die Faustregel ist einfach: Kein Reis, keine Mahlzeit. So ist die Hackfleischbruehe mit Blattgemuese und Glasnudeln (Bakso) nur ein Snack und man duerfte auf die oftgestellte Frage von Lehrern, Kollegen, Freunden und Familie : “Sudah makan?” (Schon gegessen) nicht mit ja antworten.
Ueberraschenderweise stiess ich auf grosse Plakate der Regierung, die dafuer werben, Reis zu ersetzen : Bisher eher vergebliche Versuche den Menschen klar zu machen, dass man Reis substituieren kann.
Durch was kann Reis substituiert werden?
Das ist Tebu, eine Rohrzuckerart. Man nimmt ein Stueck in den Mund, kaut es wie Kaugummi und dann kommt angenehm suesslicher Saft heraus. Das zerkaute Stueck spuckt man aus. Viele Voelker in Indonesien essen dies fast ausschliesslich.
Was fuer ein Brot – frage ich mich dann? Bisher gibt es hier entweder das uebersuesste, weiche “Brot” aus den Tueten, die es bei uns auch im Supermarkt gibt oder sie nennen ganz duenne Scheiben allerlei verschiedenen Arten und Formen Brot, obwohl sie mich eher an unfrittierte Chips erinnern.
Warum die Regierung Reis ersetzten will?
Indonesien, als drittgroesster Reisproduzent muss nun sogar schon Reis aus Thailand importieren, da es fuer den Bedarf des viertgroessten Staates nicht mehr aussreicht.
Dazu habe ich auch einen Artikel,allerdings auf Englisch: http://www.channelnewsasia.com/stories/southeastasia/view/1177841/1/.html
Typisch fuer Treffen mit vielen Leuten: (Hier ein Treffen mit allen Lehrern, da der Schulleiter verabschiedet wird)
Man setzt sich an neidrigen Tischen auf den Boden und isst gemeinsam. Vor dem Essen gab es Snacks: Gebratene Bananenstueckchen, gebratenen Banane in Teighuelle, gebratenenes Gemuese oder Tofu in Teighuelle, Erdnuesse und Fruechte wie Rambutan (rot) und Salak (braun).
Hauptspeise:
Gebratener oder gekochter Fisch mit Gemuese und Reis. Dies wird mit der Hand gegessen. Wer will kann noch Sambal, Tomate, Gurke oder Salatblatt hinzugeben.
Guten Appetit! Zu trinken gibt es Schwarztee oder Tee aus Orangen (lecker!). Nur einer hatte wohl noch das Beduerfnis nach Sprite.
Doch kein Mitleid- es ist ueberhaupt nicht schlimm dreimal am Tag Reis zu essen. Im Gegenteil, meine Gastmutter kocht ihn so lecker, dass ich jeden Morgen gerne etwas Reis leicht scharf und wurzig esse.
Blick auf meinen Teller: Oben: (ich liebe es) Die noch junge, hellbraune Jackfruit wird als Gemuese zusammen mit gruenen Bohnen, Knoblauch, Zwiebeln, Chili, Salz, Limetten-&Lorbeerblaetter, Kokosnussmilch, Ingwer, Zitronengras, &Co gekocht.
Rechts: Krupuk (oft als Beilage) Arten: Shrimp cracker (krupuk udang), krupuk bawang (Zwiebel cracker), krupuk kampung (Maniokstaerke cracker), Fisch cracker, krupuk gendar (Reis cracker).
Unten: Tempe mit Bohnen und Chilischoten
Links: Tempe.
Wahlweise gebratenen Fisch, Huehnchen, Tempe oder Kartoffel.
Nachtisch gibt es hier kaum. Manchmal servieren sie eine suesse Bruehe (Kolak) mit Ingwer und ein paar bunten Glibberdingern und Banane darin. Kolak Pisang schmeckt mir besonders lecker: Banane und Kokosnuss sind die Hauptbestandteile. An einer Hochzeit gab es mal Eis und ein gruenes mich an Wackelpudding erinnerndes Stueck dazu, Ab und zu gibt es auch mal Kuchen, der jedoch nicht zu einem grossartigem Geschmacksrausch fuehrt. Es gibt allerlei verschiedene Suessspeisen mit Reis. Experimentierfreudig erscheint mir das: Ml mit Kokosnuss, rotem Zucker, mal gekocht, geduenstet, im Bananenblatt oder gebraten..es gibt so viele Moeglichkeiten und oft weiss man dann eh nicht was man gerade gegessen hat.
Ausser zweimal Spagetti habe ich gerne alles moegliche von hier probiert
Obwohl ich in 5 Monaten kein einziges Mal Pizza ass, zweimal Spagetti probierte und ansonsten nur Indonesisch oder Chinesisch (gibt es hier auch manchmal) ass ,lebe ich noch froehlich und heiter. Empfehlenswert ist nur der gelegentliche Verzehr von Milchprodukten, da sich zumindest mein Koerper mit einer Blutanaemie auf den ploetzlichen Verzicht von Kaese, Milch, Joghurt oder Quark beschwert hat. Der Kaese hier ist eher butterneutral, Milch und Joghurt gibt es in geringen Mengen und Quark gibt es gar nicht. Naja mein Koerper war aus Deutschland den taeglichen Verzehr dieser Lebensmittel gewoehnt und deshalb vermute ich, dass die Anemie daher kam. An anderen Vitaminen sollte es eigentlich nicht mangeln, da ich die Fruechte, das Gemuese, den Ingwer in Getraenken und in dem Essen, sowie den Fisch liebe.
Fisch und Kokosnuss
Rechts die Hand einer englischen Freundin aus Japan. Hier bezahlt man am Schluss, was man gegessen hat: Vor mir steht Reis mit der Sausse aus Kokosnuss und unglaublich leckeren Fisch. Hinten v.l.n.r.: Fisch mit Sambalsauce, Huehnchen mit Sambalsauce, Huehnchen mit Kokosnuss und Gewuerzen (lecker!), Hackfleisch mit Gemuese und unbekanntem :D, das gruene waren vermutlich Maniokblaetter.
Zum Schluss noch ein leckeres Essen aus der Padang Gegend (West Sumatra): Der Fisch war hier immer ganz frisch und schmeckte noch richtig nach Meer, traumhaft. Eine leichte Sosse aus Kokosnuss und mir unbekannten Beilagen machte das Essen perfekt. Dazu wehte mir noch eine sanfte Meerbriese um die Nase waehrend ich genuesslich mit meinen Haenden – unter neugierigen Blicken einer Indonesierin – das Essen genoss. Guten Appetit!
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Was hier musikalisch ganz beliebt ist.Nach Herkunft sortiert:
Viel Spass beim reinhoeren.
Indonesien
Noah – Separuh aku https://www.youtube.com/watch?v=vLnrwzvUBHs
Wali- Baik baik sayang (wird oft auch von Strassenmusikern gespielt) https://www.youtube.com/watch?v=As4GD5XGreA
Mocca- Hanya satu https://www.youtube.com/watch?v=NmByMdVJaHs
Cherrybell – Beautiful https://www.youtube.com/watch?v=iibTJoDeOvs
Mocca- Remeber (ganz suess eig. :D) https://www.youtube.com/watch?v=uQc6e4sWUq0
Rendi Pay & Vanya Irang- Pas kena hatiku (wer Lust auf Rap hat) https://www.youtube.com/watch?v=F3Drf693ETU
International:
One Direction- What makes you beautiful (bringt die Maedchen hier zum kreischen) https://www.youtube.com/watch?v=QJO3ROT-A4E
Adele – Someone like you http://www.youtube.com/watch?v=8TysCyqI4kY
Grosser Beeinflusser: Korea
Jung yeop- Thorn flower https://www.youtube.com/watch?v=LkYNr_jFCnk
Wonder Girls feat Akon-Like Money https://www.youtube.com/watch?v=quE6Cq4Q2bs
PSY- Gangnam Style https://www.youtube.com/watch?v=NtFLx4bmMmY
Zur Vervollstaendigung noch ein paar „traditionelle Songs“
| Suwe ora jamu
Jamu godhong tela Suwe ora ketemu Ketemu pisan gawe lega Beim zweiten Singen letzte Strophe ersetzen: Ketemu pisan karo selina Erklaerung zu Jamu: (traditionelle Naturheilmedizin, aehnlich dem Ayurveda) http://www.jamu-drink.com/jamu.htm#tradition |
Wir nehmen (fluessige, traditionelle) javanesische Medizin nie zu lange
Medizin von dem Blatt des Maniokstrauchs Wir haben uns nie zu lange getroffen Wir treffen uns wieder und sind glücklich Wir treffen uns wieder Zusammen mit Selina |
Diese werden bei besonderen Anlaessen (Hochzeit,..)und Feiern gesungen und getanzt. Es gibt ein paar die ich ganz gerne hoere, vor allem wenn dann die Lehrer froehlich anfangen zu tanzen. Ich weiss aber leider gerade nicht die Titel.
Neben meinen vielen Erzaehlungen laeuft der Schulalltag normal weiter. Nur im Dezember bin ich laenger herumgereist, da kein Unterricht in der Schule war. Von Montag bis Samstag frueh fahre ich mit dem Fahrrad in die Schule. Kurz vor sieben Uhr laufe ich ueber den Schulhof, wo mir schon einige Schueler zuwinken und mir ein Laecheln schenken. Obwohl die Schule um sieben Uhr beginnt, unterhalten sich schon um halb 7 Freunde miteinander oder beginnen schon, ihren Klassenraum zu kehren und zu saeubern. Im Lehrerzimmer angekommen warte ich, bis die anderen Lehrer irgendwann mal eintrudeln. Das kann dann auch mal nach sieben Uhr sein, obwohl die sowieso nur 40 Minuten dauernde Stunde schon begonnen hat. Oft gibt es aber Doppelstunden, sodass man mehr in der Stunde erreichen kann.
Zu Besuch in einer muslimischen Schule.
Beim Eintreten der Klassen
Komme ich in den Klassenraum setzte sich alle in freudigem Gemurmel (“Miss Selina/”Miss Lina”) auf ihre Plaetze. Die Holztische, immer einer fuer zwei Schueler, sind nebeneinander in vier Reihen angeordnet. Vorne ist meistens vor der Tafel der Boden etwas angehoben, damit wohl auch die kleineren Lehrer ueber die Klasse blicken koennen. Ich stelle mich neben das Pult und nicht auf die Erhoehung und wuensche allen “Good Morning and how are you?”. Im Chor antworten mir die Schueler bevor es zum kurzen Gebet uebergeht: Einer der Schueler erhebt die Stimme und ruft ”Attention please, let’s pray together….begins”. In diesem Moment senken alle die Koepfe und beten meistens weniger als eine Minute leise fuer sich bis der Schueler mit einem ”finish” das Morgenritual beendet. Auch vor Schulschluss wird nochmal zusammen kurz gebetet, ganz unanhaengig davon, ob Christen, Muslime oder Hindus in den Klassen sind.
Englisch in der Schule
In den achten Klassen liegt der Schwerpunkt auf dem Verfassen von deskriptiven (beschreibenden) Texten. Die Lehrer fanden es eine gute Idee, dass ich meine Erlebnisse auf Sumatra erzaehle und die Schueler darueber eine zusammenfassende Erzaehlung zu schreiben. Mit einem Mix aus moeglichst simplen Englisch, mit Zeichnungen und Aufschrieben an der Tafel und etwas Indonesisch, um die verwirrten Gesichter aufzulösen, berichtete ich von meinen Erlebnissen. Leider sind ihre Saetze oft unstruktiert und eher verwirrend uebersetzt, sodass es manchmal gar nicht so einfach ist, den Satz auf leichte Weise zu korrigieren.
Eine Grundschuelerin und ich. (Meine Junior High School Schueler sind 12-14 Jahre alt).
Vokabellisten lassen sich in den Englischbuechern vergeblich suchen. Daher liegt ein Woerterbuch auch staendig auf ihren Tischen, mit dem sie andauernd nachschlagen muessen. Nun weiss ich auch, was damals meine Englischlehrer immer meinten, wenn sie sagten, wir sollen kein Woerterbuch verwenden, sondern versuchen, uns mit unserem Vokabular zu bedienen: Oft hat die Direktueberzetzung der Woerterbuecher eine andere Bedeutung und macht den Satz unverstaendlich und kompliziert. Der Satz wird besser, sobald man sein gewohntes Vokabular einsetzt. Die Schueler sind schon so sehr an ihr Woerterbuch gebunden, dass sie ohne kaum Saetze konstruieren koennen. Um die Anfangsschwierigkeiten in der Saetzebildung zu vermeiden, gebe ich den Schuelern Grundstoecke oder Ideen fuer Satzanfaenge, damit sie nicht zu lange Loecher in die Luft starren muessen.
Bei Erlebnissen in der Vergangenheit versuche ich ihnen immer wieder deutlich zu machen, dass sie die Form der Verben aendern muessen. Leider sind sie auch oft verwirrt mit “I am”, da einige auch schreiben “I am like”. Kleine Fehler wie diese versuche ich immer wieder deutlich zu machen und ihnen durch ein paar einfache Aufschriebe auf Dauer merkbar zu machen.
Hauptsaechlich versuche ich aber viel mit den Schuelern zu sprechen und zu lesen, um das Gefuehl der Sprache zu bekommen und selbstbewusster zu werden. Leise murmelnd haengen die Schueler ueber ihren Heften und machen es mir fast unmoeglich, sie dazu zu bringen, lauter zu sprechen,damit mindestens ich verstehen kann,was sie lesen. Mein Ziel waere, dass jeder im Klassenraum sie hoeren kann, doch kaum ein Schueler ist faehig, laut genug zu sprechen und gegen die Geraeusche der anderen Klassen, Bauarbeiten an Nachbarhaeusern oder den Strassenlaerm anzukommen.
Gamelan Orchester. Ich durfte auch schon Kendang lernen (ganz rechts die zylinderfoermige Doppelmembrantrommel)
Da es in Indonesien nur eine Gesamtschule gibt, sind die Unterschiede auch dementsprechend gross: Viele Schueler verstehen kaum Englisch, koennen vielleicht zwei Saetze niederschreiben, waehrend andere ziemlich gut verstehen und eine kleine Geschichte schreiben koennen.
Gemeinschaftsgefuehl und Identifikation mit der Schule
Gegenseitiges Danken an einem besonderen Tag.
Dafuer ist das Gemeinschaftsgefuehl ziemlich gross und ist besonders bei gemeinsamen Festen und besonderen Tagen bemerkbar, an denen die Schueler zusammen jubeln, Plakate, Taenze, Gesaenge und Geschenke vorbereiten und lachend den Moment geniessen.
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Einmal im Dschungel Sumatra und man moeche nicht mehr hinaus
Von rechts nach links: Bona, Aswita und Ich
Meine Fuesse streifen auf dunklem, feuchten Erdboden, ueber roetlichen, gelblichen oder ockerschimmernden Lehm oder Gras, unter dem sich zahlreiche Fussspuren von Wildschweinen, Antilopen, Rehen, Tapiren, Waranen und vielen weiteren Waldbewohnern abzeichnen. Auf dem Weg geht es bergauf, bergab, durch tiefen, dunklen Matsch, durch Baeche und vorbei an stillliegenden Seen in denen tausende kleine und bis zu 15 cm (oder sogar noch mehr?!) grosse Blutegel lauern. “How many Leeches do you have today”(Wie viele Blutegel hast du heute?)”Fortunately just one,but yesterday I had four” (Zum Glueck nur einen aber gestern hatte ich vier). Das fragten wir Freiwilligen uns oft gegenseitig, denn auch wenn man kleine Gewaesser vermied, die fiesen Tierchen finden trotzdem an deinen Koerper.
Zehn Minuten zu Fuss von unserem Camp entfernt entdeckten wir Tigerfussspuren. Der handgrosse Fussabdruck ebnete sich deutlich in dem dunklen, braunen Boden ein. Dem Pfad des Sumatra Tigers zu folgen war fuer mich ein unbeschreibliches Gefuehl, da wir ca 70 Meter weiter nochmals zwei Fussabdruecke fanden und seinen Sprung ueber einen kleinen Bach ausmachen konnten.
Sumatra Tigerfussspur
Werfe ich meinen Blick nach oben, weht mir ein sanfter, kuehler Wind um die Ohren und laesst die dichten Blaetterdaecher zu der Musik aus Vogelgezwitscher, Insektengeraeuschen, Affenklaengen und Vogelgezwitscher rauschen. Manchmal scheuchen wir Bueffelherden auf, welche mit Gebruell im Blaetterdickicht verschwinden.
Mein Mahout Tuhir versuchte mich in die Flora und Fauna seines Arbeitsplatzes einzufuehren und lehrte mich ueber zahlreiche Baumnamen und essbare Fruechte. Dicke, orangene, handballgrosse Fruechte hingen wie Aepfel an einem riesigen Baum, doch diese sind gefaehrlich. Blaetter, die zu Gemuese gekocht werden koennen, streifen meine Haut und wir finden Baerenkratzspuren in Baumstaemmen. Gerne haette ich die Spuren nochmals gesehen, um sie zu fotografieren. “Natuerlich, kein Problem”,meinte Tuhir, mein Mahout und als wuerde er genau wissen wo, fand er am naechsten Tag neue Abdruecke einer Baerentatzte im Baumstamm. Faszinierend, dass an dieser Stelle, an der ich nun stand, sich einst ein Baer aufhielt.
Nach der funfstuendigen, rasanten Autofahrt von Bengkulu in Westsumatra ueber holprige und kurvige Strassen und Wege vorbei am Ozean, durch kleine Doerfer, Kautschuk-und Palmoelplantagen und dichte Waelder, mussten wir noch mit einem schmalen Langboot den stark stroemenden Fluss ueberqueren in dem wir von nun an zweimal am Tag die Elefanten badeten.
Plantage
Das Camp liegt auf der anderen Seite des Flusses auf einem Berghuegel mit Sicht auf einen dichten gruenen Teppich bis zum Horizont. Kleine, einfache, verschiedenfarbig bestrichene Holzhaeuser, unsere Unterkunft fuer die naechsten Tage, blicken auf das Tal hinab, wo man morgens Bueffel, Wildschweine, Kuehe und natuerlich Elefanten sah. Hinter dem Haus waren die Affen, Gibbons und Lizarde nicht fern. Ein paar Studenten forschten ueber die Vogelvielfalt in unserer Umgebung. Kurz: Wilkommen im Dschungel Sumatras!
Jeder der 10 Volunteere aus Schweden, Frankreich, Tschechien, Indonesien und Hong Kong begleiteten taeglich deren zugeordneten Elefanten mit seinem Mahout. Der Mahout ist der Mann,welcher eine innige Beziehung zu dem Elefanten hat und dieser so auf seine Befehle und Kommandos am besten reagiert. Auch wir Volunteere haben viele Kommandos auf Indonesisch gelernt, um mit den Elefanten kommunizieren zu koennen.
Mein Mahout heisst Tuhir, jeden Monat vom 1.bis zum 16. Lebt er in dem Camp und kehrt dann bis zum naechsten Monat zu seiner Familie nach Hause. Er pflegt schon seit vielen Jahren Aswita, eine grosse,schlanke, graue Elefantendame. Braune Flecken und Kreise schmuecken ihre Stirn und mit den Ohren wedelt sie, um sich etwas kuehle Luft zusufaechern. Um Insekten zu vertreiben besitzt sie einen Schwanz, der am Ende dicke, schwarze, ca 15cm lange Haare hat, welche wie ein zweiseitiger Kamm angeordnet sind.
Aswita kam in das Conservation Center, da sie immer wieder in die Naehe der Doerfer lief,um sich in den Plantagen zu ernaehren. Durch intensive Waldrodung und Ausbreitung des Menschen (Palmoelplantagen(!)), werden die Lebensraeume fuer Elefanten, Tiger, Nashoerner und Orang Utans immer kleiner. Fuer die Menschen in den Doerfern und die Bauern ist sie eine Bedrohung, da sie nicht nur die Ernte auffrisst. Aswita hat eine Adoptivtochter, sie nahm die damals kleine, ausgehungerte und kranke Bona als ihr Baby auf. Bonas Eltern starben in den Palmoelplantagen und auch Bona waere, da sie auf sich alleine gestellt war, beinahe umgekommen. Nun ist sie zwei Jahre alt und ein froehlicher,selbstbewusster Wonneproppen. Da sie noch kaum trainiert wurde, kann sie recht gefaehrlich werden, da sie ziemlich stark und schwer ist. Aus diesem Grund musste auch ich oft meine rechte Hand heben und dominant “Diam” (still, stehen) rufen.
Punkt halb 6 Uhr mussten wir schnell die Milch fuer Bona zubereiten, denn ein bisschen zu spaet konnte sie ziemlich ungemuetlich werden, so hat sie doch ein ausgesprochenes Gefuehl fuer die Zeit.” Guten Morgen Aswita, Guten Morgen Bona, Mandi dulu!”(Zuerst ein Bad). Mit dem Befehl “duduk” setzt sie sich, damit ich auf ihren Ruecken klettern kann (ist immer noch recht hoch) oder mit dem Befehl “angkat” knickt sie ihr Vorderbein, sodass ich mich mit einem Fuss darauf stellen kann. Um auf ihren hohen Koerper steigen zu koennen fehlt noch “tinggi”, damit sie ihren Fuss weiter nach oben hebt und ich wie auf einem Aufzug ein Stueck weiter nach oben gehoben werde. Mit dem anderen Fuss kann ich nun auf ihren Oberschenkel steigen und mein Bein auf ihren schlanken, staubigen Ruecken schwingen. Um sich vor Insekten zu schuetzen, werfen sich die Elefanten oft Erde und Staub auf den Ruecken oder Bona schleift ihren beachtlichen Koerper an einem erdroten Lehmhang.
Auf dem Ruecken von Aswita stapfen wir den Hang hinab zum Fluss, der erfrischend kuehl um ihren grossen Koerper sprudelt. Von ihrem Ruecken aus versuche ich sie so gut wie moeglich abzuschrubben und auch Bona, geschuetzt vor der starken Stroemung im Schatten von Aswita, wird von mir gebadet. Anschliessend laufen wir in die Tiefen des Dschungels bis zu einer schoenen Stelle, wo die beiden bis zum Mittag bleiben duerfen. Am Anfang dachte ich, dass solche hohen Haenge aus glitschigen, nackten Lehmboden unmoeglich zu besteigen sind. Doch beachtlicherweise sind Elefanten auf ihren platten, tellerrunden Fuessen unglaublich standhaft. Geht es bergab,wenden sie eine faszinierende Weise an: Langsam schreiten sie mit ihren Vorderfuessen, bevor sie ihre Hinterfuesse abknicken und so ein kleines Stueck auf den Knien rutschen. Das Rutschen ist jedoch keinesfalls unkontrolliert, sondern geschieht sanft, ruhig und kontrolliert waehrend wir auf ihrem Ruecken sitzten.
Zurueck ins Camp ging es zu Fuss, wo mir jedes Mal noch genug Zeit blieb, die Natur um mich herum zu geniessen. Nach einem Mittagessen und Englischunterricht fuer die lokalen Leute traten wir wieder in den dichten Dschungel. Auf dem Ruecken von Aswita durchwateten wir den stroemenden Fluss nach einem Bad zusammen mit Bona, die sichtliche Schwierigkeiten hat, den starken Stroemungen standzuzhalten, obwohl sie doch schon mehrere hunderte Kilo auf die Waage bringt. Auf der anderen Seite des Flusses holen wir jeden Tag Futter fuer die beiden oder wir schneiden Kinggrass fuers Abendessen. Im Camp angekommen, machen wir die Umgebung noch sauber, bevor wir uns eine erfrischende (indonesische 😉 Dusche verdient haben.
Dramatik im Fluss und ich mittendrin: Wenn ein Elefantenbaby beinahe ertrinkt
Nach ein paar regenreichen Tagen war der Fluss besonders tief und reissend. Zu Beginn erschien es, als koenne Bona im Schatten von Aswita neben uns schwimmen, doch ploetzlich wurde die Stroemung immer staerker und Bona wurde gefaehrlich weit weggetrieben und immer wieder unter Wasser gezogen. Fest klammerte ich mich an Aswitas Ruecken fest, denn auch sie wurde von dem Fluss mitgetrieben. Panisch fing sie an laut zu trompeten und wurde schneller, da sie grosse Angst um Bona hatte. Irgendwie schaffte es mein Mahout Aswita schneller in Richtung Bona zu treiben und ich spuerte wie Aswita in diesem Moment ihre ganzen Kraefte sammelte, um ihr Kind zu retten. Schliesslich konnten wir Bonas Ruessel packen und sie aus dem Fluss zerren. Geschwaecht und erschopeft konnte sich Bona kaum noch aus dem seichten Wasser heben. Das Gefuehl, wie die Sorge von Aswita schwand spuerte ich bis zu mir nach oben waehrend die geschwaechte, schwankende Bona immer noch vergeblich versuchte den mikrigen Hang hinaufzulaufen. Unglaublich, was fuer eine dramatische Situation ich auf dem Ruecken Aswitas erlebt hatte. Danach hatten sich beide das Essen auf der Insel im Fluss sehr verdient.
Auf dem Ruecken eines Elefanten
Der Weg sieht nicht nur so steil aus, er war es auch.
Der schlanke Ruecken Aswitas kann auf Dauer ziemliche Schmerzen bescheren, weshalb wir auf dem eintaegigen Dschungeltrek ein Kissen zum Schutz vor der knochigen Wirbelsaeule nahmen. Wir reiteten nicht mit den Elefantensatteln, da diese nicht gut fuer die Elefantenruecken sind. Auf dem Elefantenruecken kann man sehr viele verschiedene Positionen einnehmen, doch am gemuetlichsten ist es vorne auf dem Kopf oder im Nacken. Das hoert sich vielleicht brutal an, ist aber eine gute Stelle, von der aus man dem Elefanten Kommandos gibt. Es ist ein wunderschoenes Gefuehl vorne auf dem Kopf zu sitzen, die Beine baumeln zu lassen, und die entspannte, an Graesern knabbernde Aswita unter sich zu wissen und einfach in die weite Savanne oder den tiefen Dschungel zu blicken. Empfehlenswert ist auch einach den Oberkoerper auf den Kopf zu legen und die Arme herunterhaengen zu lassen. Unheimlich entspannend, wenn man in dem Moment noch leicht nach links und rechts geschaukelt wird. Man muss einfach alle Moeglichen Positionen ausprobieren und seine angenehmste finden, so sitzt Tuhir manchmal mit dem Ruecken nach vorne auf ihr und ich frage mich,wie er sich auf ihrem Kopf so selbstsicher halten kann.
Wenn man doch mal absteigen will
Meistens setzte sich Aswita auf den Boden und ich konnte an ihrem Bauch herunterrutschen, manchmal senkte sie aber auch ihren Kopf nach vorne und ich durfte an ihrem Russsel herunterrutschen! Eine sehr lustige Erfahrung und man muss ein bisschen aufpassen, dass man sicher auf den Fuessen landet.
Gunung Leuser Nationalpark in Nordsumatra bei Bukit Lawang
Von Bukit Lawang aus ging es mit einem kleinen Rucksack in den dichten Dschungel. Zusammen mit dem hier aufgewachsenen Guide Thomas, zwei Deutschen und einer Daenin sollte es fuer zwei Tage und eine Nacht in den Dschungel gehen.
Thomas Leaf Monkey
Wie erhofft war der Weg abenteuerreich und keinesfalls ein gemuetlicher Spaziergang auf geebneten Wegen. In gebueckter Haltung durch Lianenschlingen, klettern ueber umgefallene Baeume, ueber rutschigen, feuchten Untergrund, zahlreiche Abhaenge ging es hinauf und wieder herab und man musste wirklich geschickt sein, um nicht oefters auf das Hinterteil zu fallen und sich einen lehmigen, braunen Beweisfleck abzuholen. Geschickt suchte sich Thomas den Weg durch den Dschungel und hielt sich an Geraueschen des Urwalds und verlassenenen Orang Utan Nestern, um die Affen aufzuspueren.
Affentheater im Dschungel: Thomas Leaf Monkeys, Gibbons, Orang Utans,..
Gibbon
Zahlreiche Affenarten konnten wir beobachten und selbst Tomas war hin und weg als wir so viele Gibbons viele viele Meter ueber uns entdeckten. Aufgeregt ahmte er die Gerauesche nach und folgte ihnen weiter durch den Dschungel, waehrend er uns verriet,dass einst ein Kamerateam hier 5 Tage naechtigte, um die Gibbons zu filmen. Damals waren sie leider erfolglos. Die schwanzlosen Gibbons haben eine ganz besonders flinke Art sich durch die Baumwipfel zu bewegen mit ihren langen, flauschigen, hellbraunen Armen. Sie koennen sich so schnell durch die Baumwipfel hangeln, dass es aussieht als wuerden sie fliegen.
Da die Regenzeit schon begonnen hat, seien die Tiere im Urwald noch viel aktiver und das wurde auch bald bestaetigt als wir einen aelteren, beachtlichen Affenmann mit seinen 80kg oben in einem Baum genuesslich essen sahen. Nur hunderte Meter von ihm entfernt, obwohl Orang Utans eigentlich Einzelgaenger sind, pflanzten sich ein Paerchen fort. Uns wurde verraten, dass die Weibchen oft zu dem Sex von den Maennern gezwungen werden und auch diese jammerte und quickte leider eher ungluecklich oben in den Baumwipfeln. Wir koennten unser Glueck nicht fassen als wir nach weiteren Stunden durch tiefes Gestruepp ein Orang Utan Baby sahen, dass sich mit seinen langen, geschickten Armen durch die Wipfel schwang. Nein, eigentlich nicht schwang, Orang Utans lassen sich auf den Aesten wie auf einem Boot treiben: Mit ihrem Gewicht biegen sich die Aeste bis zum naechsten Baum, wo sie sich dann wieder festhalten und weitergleiten. Bewundernswert, dass sich die Aeste nur biegen und nicht knicken, bei den 40kg bis 80kg schwerden Dschungelmenschen. (Indonesisch: Orang=Mensch, Utan=Wald).
Dort nahmen wir unser Bad am Nachmittag
Kurz vor unserem Camp stapften wir durch einen kleinen Bach und suchten die nicht glitschigen, bemoosten Steine fuer einen sicheren Stand aus. Schliesslich kletterten wir an einer kleinen Steinwand neben unserer “Dusche” fuer diesen Abend herunter, naemlich einem kleinen Wasserfall, bevor wir in unserem Camp ankamen. Hier warteten schon aus Holz und Plastikplanen gebaute Zelte auf uns. Zwei Warane beobachteten uns, wie wir verschwitzt und uebergluecklich eine der angenehmsten Baeder im kleinen Wasserfalls inmitten von gruenen Blaetterdaechern nahmen.
Ich hoffe die Schoehnheiten des Dschungels mit seiner Vielfalt kann noch auf Ewigkeit erhalten werden.
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Selamat Datang! Selina in Indonesien 